WOTANSKRIEGER



D i e   B a n d   W o t a n s k r i e g e r   e x i s t i e r t    n i c h t   m e h r   ( 1 9 9 7 - 2 0 0 5 ) .

Die ehemaligen Bandmitglieder möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass „Wotanskrieger“ in keinem Zusammenhang mit der Band „Wotans Krieger“ stand. Es handelte sich um zwei verschiedene Gruppen. Kontakte der Band zu rechtsextremen neoheidnischen Gruppierungen bestanden nur kurzzeitig und beschränkten sich auf den CD-Vertrieb durch „Barbarossa Records“ 2005 und ein Konzert im „Club Asgard“ in Berlin 2003. Davon, dass es sich bei Letzterem um einen rechtsextremen Szenetreff handelte, hatte die Band übrigens bis zum Auftritt keine Kenntnis. Die ehemaligen Bandmitglieder distanzieren sich hiermit ausdrücklich von den politischen, ideologischen Anschauungen und Aktivitäten dieser einstigen Geschäftspartner. Der unbekümmerte und blauäugige Umgang mit jener Szene war ein Fehler. „Wotanskrieger“ war nie eine politische Band. Die Texte der Band waren unpolitisch und in keiner Weise verfassungs-/gesetzeswidrig oder volksverhetzend. Alle ehemaligen Bandmitglieder waren und sind keine Neonazis.


E r k l ä r u n g   v o n   S i g m u n d   O e h r l :

Hiermit distanziere ich mich ausdrücklich von jeglichem rechtsextremen und neuheidnischen Gedankengut. Ich pflege keinerlei Kontakte zu rechtsextremen und neuheidnischen Gruppierungen, war und bin kein Neonazi. Ich war und bin auch kein Neuheide, vielmehr bin ich aktives Mitglied der Evangelischen Kirche und im Kirchenvorstand meiner Gemeinde tätig. Die teils von mir verfassten Liedtexte der Band – überwiegend noch im Teenager-Alter entstanden – enthalten keinerlei nazistische, wohl aber martialisch-antichristliche Aussagen, was in diesem Genre üblich ist. Von diesen Ergüssen möchte ich mich heute ausdrücklich distanzieren. Im Folgenden werde ich meine ehemaligen Berührungspunkte mit neoheidnisch-rechtsextremen Gruppen, die ich heute ausgesprochen bedauere, darlegen und kommentieren.

In einem 2005 erschienenen Interview in der Zeitschrift „Runenblut“, das ich für die Band „Wotanskrieger“ im Jahr 2004 gegeben habe, lobe ich die neoheidnischen Gruppierungen „Deutsche Heidnische Front“ und „Thule Seminar“ sowie die bündische Jugendorganisation „Der Freibund“. Alle drei Gruppierungen sind in der Vergangenheit in Verfassungsschutzberichten erwähnt und mit Ausnahme des „Freibundes“ als rechtsextrem eingestuft worden. Was das „Thule Seminar“ und den „Freibund“ anbelangt, so beschränkte sich mein Kontakt jedoch auf den Kauf von Büchern und Informationsmaterialien. Ich bin nie persönlich einem Mitglied dieser Vereine begegnet. Bei der DHF hingegen bin ich im Zeitraum von etwa 2002 bis 2005 vier Mal auf Sonnenwendfeiern zu Gast gewesen. Zu weiteren Begegnungen kam es nicht. Der Kontakt ergab sich über die Musik und wurde im Internet hergestellt. Bei diesen Gelegenheiten erhielten wir auch die Angebote vom „Runenblut“-Magazin und der Plattenfirma „Barbarossa Records“.

Was meine einstigen Kontakte zur DHF angeht, so möchte ich ergänzen, dass sich die Gruppe zur Zeit meiner Besuche in einem Stadium des Wandels befand. Der berüchtigte Verbrecher und Neonazi Hendrik Möbus hatte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr den geringsten Einfluss auf die Gruppe. Soweit ich es beurteilen konnte, hatten sich alle Mitglieder von Möbus distanziert. Die führenden Köpfe der Gruppe waren bestrebt, die DHF zu mäßigen und zu einer am Vorbild der bündischen Jugendbewegung orientierten Gruppierung umzugestalten. Diese Bestrebungen führten, soweit ich es von außen beurteilen konnte, zu internen Konflikten, Trennungen, einer Neugründung und schließlich zur Auflösung.

Ich bedauere es zutiefst, in einer Zeitschrift wie dem „Runenblut“-Magazin ein Interview für meine damalige Band gegeben und die genannten Gruppierungen, zu denen ich in Wahrheit nie intensivere Kontakte pflegte, gelobt zu haben. Seit spätestens 2005 bestehen keine derartigen Kontakte mehr. Die politischen und religiösen Anschauungen der genannten Gruppen teile ich nicht bzw. nicht mehr. Naturromantische Neigungen, ein emotionales Verhältnis zum „germanischen Altertum“ und nicht zuletzt Naivität führten dazu, dass ich zeitweilig die Nähe dieser Kreise suchte. Ausgesprochen neonazistische Tendenzen, die in den besagten Gruppen zweifelsohne vorhanden waren, habe ich dabei nicht erkannt oder ausgeblendet. Im Zuge der Bekanntschaft mit der DHF habe ich in einem einzelnen Fall auch einer Veranstaltung beigewohnt, die u.a. von der NPD organisiert wurde. Die negativen Erfahrungen, die ich bei dieser Gelegenheit mit Mitgliedern jener Partei gemacht habe, veranlassten mich umgehend, Abstand zu nehmen. Ich hatte die tatsächliche Affinität zum Nationalsozialismus und kriminelle Orientierung dieser politischen Kreise unterschätzt und verharmlost.

Im Übrigen sind in besagtem Interview im „Runenblut“-Magazin zwar viele haarsträubende, jedoch weder volksverhetzende noch verfassungs-/gesetzeswidrige, überhaupt dezidiert politische oder gar neonazistische und fremdenfeindliche Äußerungen zu finden. Im Gegenteil spreche ich mich dort für einen Schulterschluss von Gastland und Zuwanderern zum Zweck einer gemeinsamen Problembewältigung aus und rede von Solidarität zwischen den Völkern zugunsten einer gemeinsamen Zukunftsvision, in der konservative Werte und Frömmigkeit ihren einstigen Stellenwert zurückerhalten. Meine damaligen Aussagen waren „antimodern“, nicht rassistisch. In diesem Sinne sollte auch das von mir im Interview angeführte Zitat aus „Revolte gegen die moderne Welt“ des italienischen Kulturpessimisten Julius Evola zu verstehen sein. Ferner spreche ich mich im „Runenblut“-Interview ausdrücklich gegen das sogenannte Neuheidentum aus und favorisiere dort stattdessen eine Form der Frömmigkeit, in der sich Naturnähe, Wertschätzung der vorchristlichen Vergangenheit und Christliches vereinen. Freilich betrachte ich auch diese Überlegungen heute – wie den gesamten Inhalt des Interviews – mit äußerstem Befremden.

Das Thema „germanisches Altertum“ stellt für mich noch immer eine große Leidenschaft dar. Gerade aber meine wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Komplex hat zu einer raschen und grundlegenden Veränderung meiner Sichtweisen geführt. Die geschilderten Kontakte zur neoheidnischen Szene stellen für mich ein längst abgeschlossenes Kapitel dar, zu dem seit 2005 keinerlei Verbindungen mehr bestehen. Neonazistische, rassistische und antisemitische Hass-Ideologien und ihre Instrumentalisierung der germanischen Geschichte verurteile ich auf das Schärfste.

Verfaßt 2007, zuletzt ergänzt 2019